treiben über unbekanntem Grund - übers Meer der Ungewißheit, und: sind zwischen Schiebern und Schleppern, Stürmen und Streitkräften, Fliehkräften und Fallhöhen beständig auf der Flucht. Denn:
die Theoretiker im Exil, driftende Denker im Gebiet der Differenzen, der Identitäten und: ihrer Grenzen, und: unterwegs durch Randbezirke und Grauzonen mit dem Vorhaben über sich selbst hinaus zu kommen -
die Theoretiker im Exil fallen,
beim Versuch, sich in ein Außen hin zu denken aus dieser Stellung schwieriger Balance.
Greifen ins Leere, stolpern, und - kippen nach vorn: aus dem (Be)Deutungsrahmen.
Bislang Teil eines Zusammenschlusses interdisziplinärer Kräfte: eine Analyseeinheit für Horizontschutz und Gefahrenabwehr am Rande der Legalität - war ihr Ort dort im Hintergrund, und: vorverlagert zugleich.
Waren sie da, wo man auf Randerscheinungen trifft, und: das Vage sich mit dem Hypothetischen mischt, um das, was sich zu entziehen versucht, analytisch zu binden. Ging es darum, sich entlang Begrenzungen zu denken, und: denkend zu entgrenzen, um zu sehen, wo die Schwachstellen sind zwischen Ein- und Ausschluss. Was bedeutete:
sich bis dahin vor zu denken, wo nichts mehr zwischen Innen und Außen trennt, damit man erkennt, wo das eine in das andere übergeht, denn: wenn man weiß, wo der Übergang erfolgt, und: diesem Wissen dann folgt - benötigt es nur einen Schritt, damit diese Lücke sich schließen läßt, oder?
NINA: Anfangs schien es ein Auftrag wie jeder andere auch.
Schien - nichts daran ungewöhnlich oder verdächtig oder erregte unser Mißtrauen, was: rückblickend die Vermutung nahelegt,
dass man Dinge, die man übersehen will auch übersieht, und ganz gleich, wie dicht, wie unübersehbar sie einem vor den Augen stehen, oder:
wie sehr man um sie weiß.
Vielleicht -
lägen die Dinge anders, ich meine:
wäre die Situation nicht wie sie ist, und uns nicht schlecht vom auf und ab der Wellen -
es gäbe Gründe, sich dieses Übersehen genauer zu besehen -
darauf einzugehen, und:
einem jener Diskurse zu unterziehen, die vermutlich den Ausschlag gaben, dass man gerade uns mit diesem Auftrag betraute.
MARIE: (leise) Wie hatten wir gedacht damit durchzukommen? Als Selbstversuch oder Überschreitung im Maßstab eins zu eins? Ich meine: kann man sich selber beobachten, ohne das andere es tun?
Was - wenn das, was unserem Fall folgte weniger Folge war, sondern Absicht, oder Teil des Konzepts?
Das uns zu Verfolgten machte, im Moment als wir der Geschichte folgten?
Denn:
die Theoretiker im Exil, driftende Denker im Gebiet der Differenzen, der Überwindungen, und: der Konsequenzen, und: bislang Teil eines Pilotprojekts am Rande der Legalität: eine Analyseeinheit für Horizontschutz entlang Ein- und Ausschluß -
die Theoretiker im Exil fallen,
beim Versuch sich in ein Außen hin zu denken aus dieser Stellung schwieriger Balance.
Greifen ins Leere, stolpern, und -
fallen:
aus dem Rahmen, der bis dahin sie und auch ihr Denken hielt, und:
fallen -
ins Meer der Ungewißheit, und:
zwischen Schieber und Schlepper, Stürme und Streitkräfte, Fliehkräfte und Fallhöhen, sowie Flüchtlinge aller Art mitten ins Geschehen.
Noch im Sturz, dem Ahnungen vorausgehen - Ahnungen, was der Fall ist, und:
noch während sie fallen, oder: springen, und: sich dem Wasser immer weiter nähern, und - dann so nahe kommen, dass die Dimensionen sich auflösen, und die Reflexionen der Wellen sich über ihnen brechen und neu zusammensetzen zu einer Fläche anderer Ordnung -
noch während dieses Falls, oder: Sprungs, auf jeden Fall: kurz vor dem Eintauchen in eine neue Erfahrung, sagt Nik, und: schon während ihn die Suchscheinwerfer blenden -
er sagt:
NIK: Wir hatten gedacht, und - dann probiert, wie man es macht:
uns von Innen in ein Außen hin zu denken, und -
dann den Blick zurückzulenken, um zu sehen, wo das Außen in das Innen übergeht, aber:
wenn man Innen und Außen falsch bemißt, und: vergißt,
dass das Außen das Innen des Außen ist -
kommt man ins Stolpern, auf der Suche nach der eigenen Position.
Also fallen wir, aus dem Rahmen, und: ins Meer der Ungewißheit hinein.
Fallen -
zwischen Schieber und Schlepper, Stürme und Streitkräfte, Fliehkräfte und Fallhöhen, sowie Flüchtlinge aller Art, und:
was dann auf uns los ging, und: uns nachsetzte, so dass wir Gejagte wurden in unserer eigenen Geschichte, war nichts, was wir hätten umgehen oder überspringen können,
und:
ganz gleich, ob es Folge oder Hauptstrang des Geschehens war, es ließ von nun an nicht mehr von uns ab. Trieb uns vor sich her, und: reguläre und irreguläre Kräfte, sowie eine hinterhältige Handlung uns dicht auf den Fersen, und -
auch wenn wir zu ahnen begannen, wer es auf uns abgesehen hatte und warum, so blieb bis zum Schluß unklar, ob wir heil aus dieser Sache herauskommen oder nicht.
- Mit:
- Nikola Duric, Nina Kronjäger, Marie Löcker, Karolina Sauer, Claudia Splitt, Veit Sprenger
- Text, Musik, Regie:
- Albrecht Kunze
- Redaktion und Dramaturgie:
- Manfred Hess
- Produktion:
- Südwestrundfunk / Hessischer Rundfunk 2011
- Leises Gespräch zweier Bewegungsmelder auf Periskoptiefe
- Die Theoretiker im Exil
- Ein Gedanke, der über Wasser hält
- Zwischen Schiebern und Schleppern, Stürmen und Streitkräften, Fliehkräften und Fallhöhen, sowie: Flüchtlingen aller Art
- Hier ist die Stimme vom Grund, die Stimme theoretische Bindung
- Zwischen Stürmen und Streitkräften, Fliehkräften und Falhöhen, sowie: Flüchtlingen aller Art
- Der Sand und das Nichts
- In den Wellentälern der Wahr-Nehmung
- Das Meer der Ungewißheit
- Das Meer der Ungewißheit
- Im Schutz einer dialektischen Wendung
- Die Dinge auf dem Grund
- Das Zeichenschiff am Horizont
- Ein Schnitt, knapp unterhalb des Geschehens
- Theorien in der Tiefe
- Zwischen Innen und Außen, Drinnen und Draußen
- Ich hätte gerne die Vorgeschichte beiseite gelassen
- Ein Netz aus Verwicklugen und Verweisen
- Ein Planspiel im Mass-Stab eins zu eins
- Ein Schritt über die Grenze
- Eine Wand im Wasser, oder: die Wellenreiter im Widerstand
- Die Bojen des Bösen
- Gefangene des Riffs
- Eine Strömung, die sich selber kreuzt
- Schwimmende Gefängnisse
- Reite den Rochen, jage den Wasserfall!
- Schlafen zwischen Schildkröten
- Die Nacht hat tausend Augen
- Die andere Seite des Windes
- Im Sucher der Restlichtverstärker
- Zwischen Faltungen und Verwerfungen
- Zurückgeworfen und nach vorn gespült
- Das Floss der Verschobenen und Verrückten